Die Dinge der Lebenswelt lagen im 20. Jahrhundert lange Zeit unbeachtet und unbearbeitet in einem wissenschaftlichen Niemandsland. Die weit gehende Ausblendung der materiellen Kultur in Deutschland aus den wissenschaftlichen Disziplinen war jedoch keineswegs immer gegeben. Vielmehr scheint der Wahrnehmungsverlust auf die „Vergeistigung“ der Wissenschaften (Thomas Nipperdey) zurück zu gehen, wie sie in Deutschland im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts erfolgt ist. Allein schriftliche Quellen galten in der Geschichtswissenschaft in der Folge als wissenschaftsfähig.
In der Ethnologie, Archäologie oder Volkskunde blieben allerdings materielle Spuren eine unverzichtbare Quelle der wissenschaftlichen Erkenntnis über die Menschen gegenwärtiger oder ferner Zeiten, wenngleich unter spezifischeren Fragestellungen.
Seit den 1980er Jahren verdichtet sich in den Kultur- und Geschichtswissenschaften ein neues Interesse an den Dingen, sowohl unter systematischen Fragestellungen als auch als empirisches Forschungsfeld. Sie in ihrer Bedeutung als Teil der Lebenswelt der Menschen des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart zu erforschen, ist ein Forschungsziel.
Ein explizit kulturwissenschaftliches Thema ist die Klärung der unterschiedlichen Bedeutungen von Dingformen in der (post)industriellen Lebenswelt, die sich zwischen materieller, immaterieller und virtueller Kultur bewegen.
Dinge sind bisher immer Artefakte menschlicher Arbeitsprozesse, eben Objekte, geblieben, wenngleich sie mit unterschiedlichen Intentionen gestaltet und hergestellt, mit Aneignungspraktiken in den Lebenszusammenhang integriert, mit Sinnentwürfen und den kulturellen Formungen von Handlungszielen kontextualisiert wurden und werden. Lassen sich hier Entwicklungen beschreiben? Zu fragen bleibt sowohl nach dem Wandel der Dinge selbst als auch nach der Beziehung der Menschen zu den Dingen. Wie verhält es sich mit den kulturellen Intentionen der Gestalter und dem Umgang mit den Dingen in den Künsten?